Die Ursprünge der Liberalen Großloge von Österreich gehen auf Brüder zurück, die Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts aus der Großloge von Österreich ausgetreten sind (gedeckt haben), weil sie nicht damit einverstanden waren, dass sich diese damals einzige österreichische Obödienz Anweisungen aus der Großloge von England gefügt hat, die Anerkennung von Freimaurern zu versagen, wenn diese nicht ausdrücklich von der Großloge von England autorisiert wurden, obwohl sie sonst einwandfreie maurerische Prinzipien verfolgten.
Sie arbeiten zunächst ab Herbst 1953 ‚unter freiem Himmel‘, also nicht rituell, und beginnen, eine für Österreich neuartige Form der freimaurerischen Arbeit zu entwickeln. Am 24. September 1955 wird nach strengen maurerischen Prinzipien mit einer feierlichen rituellen Lichtentzündung die Unabhängige Freimaurerloge Wien (UFML) gegründet, die 1961 eine der Gründungslogen der internationalen Vereinigung der liberalen Freimaurer CLIPSAS ist.
CLIPSAS (Centre de Liaison et d’Information des Puissances maçonniques Signataires de l’Appel de Strasbourg) ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Obödienzen im Sinne einer ideellen Dachorganisation mit Mitgliedern in aller Welt.
Zu den Grundsätzen der UFML gehört von Anfang an ein Verständnis von Freimaurerei, das auch auf die alten gesellschaftspolitischen Wirkungsmöglichkeiten zurückgreifen will. Zu den „ Alten Pflichten “ nach James Anderson sollen „ Neue Pflichten “ als Ergänzung hinzukommen.
Ein solches Dokument wird 1974 verfasst und gilt bis heute, mit wachsender internationaler Anerkennung.
Dieser Text der UFML ist in seinem Grundverständnis ein Versuch, die alte Flamme der Aufklärung, das Licht der Vernunft in einer Welt der Widersprüche, der Inhumanität und der Gleichgültigkeit, wieder stärker zum Leuchten zu bringen.
Von Anfang an werden alternierend zu den 14-tägigen Logen-Zusammenkünften sog. Konferenzarbeiten abgehalten, zu denen auch Nichteingeweihte eingeladen werden. Diese Konferenzen sollen vermeiden, dass die Freimaurerei zu sehr im Elfenbeinturm sitzt. 1973 wird daraus ein unpolitisch-humanitärer Verein. Er dient als Plattform in mehrfacher Hinsicht: als Vorfeldorganisation der liberalen Bruderschaft ermöglicht er, interessante Referate von Nichtaufgenommenen zu hören, Gedankenaustausch zwischen Freimaurern und Nichtmaurern zu pflegen und somit das nähere Kennenlernen zu fördern. Seit 1978 werden auch Frauen zu den Diskussionsabenden eingeladen.
Innerhalb der Männerloge UFML wird jahrelang diskutiert, ob sie die liberalen Grundsätze etwa gegenüber der Aufnahme von Frauen nicht auch selbst in die Tat umsetzen sollte, damit aus dem Brüderbund ein Menschenbund werde. Die Initiation von Frauen wird diskutiert und nach eingehenden langen Debatten in neuer Form ermöglicht. Ein Sprung über den damals rein brüderlichen Schatten.
Anfang 1985 fühlt sich die Gruppe stark genug, die Bildung eines Großorients zu wagen. Am 8. Mai 1985 wird das Licht in der Loge Zu den Neuen Pflichten entzündet, am 26. Juni 1985 folgt die Loge Gotthold Ephraim. Am selben Tag entzünden die drei Logen das Licht im Großorient von Österreich.
Am 27. November 1985 werden endlich gleichzeitig sechs Frauen in die beiden neuen Logen aufgenommen. Die Traditionsloge UFML bleibt bis März 2004 eine Männerloge, jedoch mit Besuchsrecht für Schwestern.
Nach erfolgreichem freimaurerischem Wirken erklären im September 2003 alle drei Gründungslogen des Großorients von Österreich: Zu den Neuen Pflichten (9.9.), UFML (23.9.) und Gotthold Ephraim (30.9.) ihren Austritt aus dieser Obödienz . Sie halten jedoch die freimaurerische Idee uneingeschränkt hoch und können sich auch als freie Logen in einer nicht immer einfachen Umgebung bestens behaupten. Sie arbeiten in enger Kooperation in gemeinsamen Räumen und entzünden am Johannistag 2007 – 24. Juni – das Licht der Liberalen Großloge von Österreich.
Damit soll auch der freimaurerischen Welt in aller Form dokumentiert werden, dass es in Österreich Logen und eine Obödienz gibt, die bei allem traditionellem Bewusstsein eine moderne, demokratische Welt des Zusammenlebens, der verantwortlichen Eigenständigkeit und des gemeinsamen internationalen Wirkens fördern und leben wollen.
Im Oktober 2007 stellt die Liberale Großloge von Österreich erneut einen Antrag auf Aufnahme in die von ihrer Ursprungsloge UFML 1961 mitbegründete internationale Organisation CLIPSAS.
Am 14. Juni 2007 begründet die Liberale Großloge von Österreich gemeinsam mit anderen Obödienzen die Organisation AACEE, die die Entwicklung der Freimaurerei insgesamt und von jungen Obödienzen und Logen in Zentral- und Osteuropa unterstützen und vorantreiben soll. Der 1. Kongress der AACEE (Adogmatic Association of Central and Eastern Europe) bzw. AAECE (Association Adogmatique de l´Europe Centrale et de l´Est) mit Vertretern von neun Obödienzen aus acht Ländern fand am 2./3. Oktober 2009 in Wien statt.
Seit dem 21. Mai 2011 ist die Liberale Großloge von Österreich (wieder) Mitglied von CLIPSAS.
Am 1. März 2013 hat die Loge Europa ihr Licht entzündet, am 10. April 2014 wurde das Licht in die Loge LOGOS eingebracht.