Wir drei Lehrlinge fühlen uns geehrt zu einem Thema, das viele von uns in den letzten Wochen besonders beschäftigt hat, eine Zoom Runde zu gestalten. Die ursprüngliche Vorgabe war: 3 kurze 5minütige, dann 7minütige Referate, experimentell vorgehen, Visualisierung ausprobieren. Dann wurde das doch eingeschränkt, keine Breakout Räume, nicht zu viel Seminarcharakter. Es bleibt, unser Vortrag ist im Spannungsfeld: – RA vs profane Seminararbeit – Einzelbaustücke vs Teamarbeit Auch wir drei waren uns nicht immer einig, wie wir das sehen sollen.
Das Programm von heute:
1. Nach der Globalisierung endlich die Digitalisierung? (Hans)
2. Wozu brauchen wir Deckung? (Birgit)
3. Verschwiegenheit? (Ernesto)
Anschließend Diskussion nach den neu ausgegeben Regeln.
Nach der Globalisierung endlich die Digitalisierung?
Meine letzte RA war am 20.2., am 17.3. kam es zum Shutdown, am 16.4. haben wir uns in einer Zoom Runde getroffen. Aus meiner ganz persönlichen höchst subjektiven Sicht war das kein sehr erfolgreiches Meeting. Aus einer Runde von Schilderungen persönlicher, familienintimer Erlebnisse, wurde plötzlich eine Diskussion auf politischer Ebene, in der sich einige verteidigen mussten, warum es im Shutdown mit den eigenen Kindern zu Spannungen kommen kann.
Der Gedanke, der mir durch den Kopf schoss: Erste bei der Globalisierung, letzte beim Umgang mit Digitalisierung! Globalisierung und Digitalisierung sind ja die beiden wichtigsten Treiber, die immer wieder genannt werden, wenn wir versuchen die Veränderung der Welt zu erklären. (Finanzkrise, COVID19, … – Szenarientechnik, andere Treiber: Urbanisierung, Individualisierung, Mobilität, …) Das Ziel meiner kurzen Ausführungen hier ist, die Notwenigkeit und umfangreichen Möglichkeiten der Digitalisierung für die FM aufzuzeigen und die Dringlichkeit zu umreißen, neue Wege in einem test-and-learn Verfahren einzuschlagen.
Ich nähere mich dem Thema als Lehrling, der bisher die eigene Rezeption und 7 RAn erlebt hat, der sozusagen im Hineinwachsen in die Gemeinschaft und ihre Bräuche steht. Das hier teilweise eine Außensicht einnehme, ist dabei unvermeidlich.
Und wohl gewollt. Wir Lehrlinge tragen nun zu einem Thema vor, das aus meiner Sicht zentral für ein erfolgreiches Weiterbestehen der Gemeinschaft ist. Denn, die Außenwelt hat sich massiv verändert, und verändert sich noch weiter und, wie sagte ein bekannter Manager:
„If the rate of change on the outside exceeds the rate of change on the inside, the end is near.” – Jack Welch
In zwei Punkte möchte ich meine Ausführungen gliedern: 1. Globalisierung, 2. Möglichkeiten Digitalisierung
1. Globalisierung
Habe die Geschichte nicht tiefgehend studiert, aber es ist doch sehr beeindruckend, was bei der Gründung vor 300 Jahren los war.
Frühe Globalisierung der FM:
1375 „Free Mason“ 1736 Schottland 1717 24. Juni, London 1737 Hamburg 1723 Old Charges 1738 Frankreich /1688?) 1728 Madrid 1741 Wien 1730 Irland 1746 Venedig 1731 Florenz 1780 USA
Die FM haben die Werte der Aufklärung in die Welt hinausgetragen, Franzosen (Marquis de Lafayette), Preußen (Friedrich Wilhelm von Steuben) mit Benjamin Franklin haben die amerikanische Unabhängigkeit beeinflusst.
Und natürlich die Ideen hinter Französischen Revolution.
Die zentralen Figuren von damals werden als gleichgesinnte Idealisten beschrieben, die Ideen in den Mittelpunkt ihres Tuns stellten:
Humanität, Freiheit, selbstständiges Denken, verantwortliches Handeln.
FMei scheint weniger eine straffe Organisation gewesen zu sein, als eine Bewegung und ein Netzwerk Gleichgesinnter.
Heute: weltweit 6 Millionen Freimaurer, 15.000 in Deutschland (Prolog zum Buch „Freimaurer: Wie sie die Prinzipien…“, 2020)
FM hat (1) sich selbst damit „globalisiert und hat (2) zumindest die frühe Globalisierung der Neuzeit wesentlich beeinflusst (auch wenn das damals nur die westliche Welt war).
2. Möglichkeiten der Digitalisierung
Wie war mein erster Eindruck als Lehrling dazu? Ein sehr verschwiegenes Netzwerk. Nur bestimmte Leute erzählen bestimmte Dinge. Tiefgehende Interviews, man nimmt sich Zeit für die Aufnahme. Auf bestimmte Prinzipien wird man eingeschworen. Vor allem: Niemals jemanden aus der Deckung bringen. Aber dann: ungeschützter Emailverkehr. Auch mit vertraulichen Dokumenten im Anhang. Und vor allem: eine ungeschützte Website der LGL (http://www.liberale-grossloge.org/).
Aber großartig ist die Datenbank mit den BS, einfach abrufbar, leider auf ungeschützter Website.
Der Begriff Digitalisierung bezeichnet „etwa seit den 1970er Jahren das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate und ihre Verarbeitung oder Speicherung in einem digitaltechnischen System.“ (Wikipedia)
SEIT DEN 1970ER JAHREN. ALSO FAST 50 JAHREN!
Ich versteh, dass man sich dagegen wehrt und nicht in die Beliebigkeit einer sich immer weiter standardisierenden Welt abgleiten will.
Die Frage ob das ein Fluch oder Segen ist, ist aber müßig. Die Welt da draußen hat sich verändert und das ist die Rahmenbedingung.
Wir können nur das Beste draus machen. Dazu aber müssen wir der Digitalisierung positiv gegenüberstehen und die Chancen und Möglichkeiten suchen. Zum Beispiel:
1. Kommunikationsplattform wie Slack
2. Videokonferenzen
3. Chatsysteme
4. Diskussionsforen
5. E-Learning, Schulungen (Lehrlings- und Gesellenunterreicht)
6. öffentliche Veranstaltungen
7. virtuelle Rundgänge in Museen
8. Ansprache neue Mitglieder, Verjüngung
9. Transparenz
10. sicherer Datenaustausch
11. weltweites Netzwerken
Netzwerk, Bewegung – hochmoderne Begriffe, die sich gerade aufgrund der neuen technologischen Möglichkeiten wandeln.
Interessant dazu, ein neues Buch aus Deutschland:
Freimaurer: Wie Sie die Prinzipien des erfolgreichsten Netzwerks der Weltgeschichte für Ihre Persönlichkeitsentwicklung nutzen (Deutsch),
Gebundene Ausgabe – 18. Februar 2020 von Jan Snoek Prof. Dr. (Autor), Werner H. Heussinger (Autor), Heike Görner (Autor), Ralph-Dieter Wilk (Autor)
Eine Ansage von Geschwistern in Deutschland, die ANDERS ist:
• Offensiv Mitglieder werbend
• Moderne Business Terminologie
Im Vergleich zu: „Erkenne dich selbst – beherrsche dich selbst – veredle dich selbst“
„Am rauen Stein arbeiten“
„Weisheit gründe den Bau, Stärke führe ihn aus, Schönheit ziere ihn!“
Neue Technologien und neue Sprache versus alte Rituale – ist das ein Spagat, den wir überbrücken können?
Diese Frage kann man wohl nur nach einer Antwort auf die Frage des WARUM beantworten. Warum gibt es uns? Warum tun wir was wir tun? Was ist der ZWECK der FM?
Und hier kommt Sr Ernas Bild zum Tragen:
Der FM aus dem 18. Jht, würde er hierher gebeamt, er sollte sich hier zurechtfinden.
Das steht frontal im Spannungsfeld zu dem, was uns blühen könnte:
Eine RA im virtuellen Raum mit VR Brille!
Schlussworte.
Meine (vorläufige) Einschätzung Ich bin ja ein Managementdenker. Habe gelernt, jede Organisation in 3 Dimensionen zu sehen.
Struktur: klar strukturiertes, komplexes dezentrales System
Kultur: höchst vielfältig, Welt der Symbole und Rituale, Umgangsformen, Erkennungszeichen
Strategie: Wohin wollen wir? Deutsche FreundInnen scheinen mit in moderner Sprache úm Mitglieder zu werben (siehe Buch oben). Aber was wollen wir? Haben wir auch kurzfristige Ziele? Da weiß ich zu wenig. Aber was ich jedenfalls nicht sehe, ist eine klare Strategie zum Umgang mit Digitalisierung.
Aus meiner Sicht ist es keine Frage des Wollens! Wenn die Welt komplexer wird, muss man selbst auch komplexer werden. Ich meine, wir kommen nicht umhin, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und uns damit zu transformieren!
Ernas Bild gefällt mir gut, vom FM des 18. Jhts, der sich auch hier und heute zurechtfinden soll. Denn der große allgemeine Zweck – „Frei von Vorurteilen an einem Gebäude der Menschlichkeit arbeiten“ – hat sich nicht verändert in den letzten 300 Jahren verändert:
Humanität, Toleranz, Kosmopolitismus, Gewissensfreiheit, Pluralismus.
Soll eine Rituelle Arbeit im virtuellen Raum stattfinden?
Nein, für mich im Moment unvorstellbar!
Der Mensch, ein Wesen auf der Suche nach dem Sinn, ist auf seine Sinne angewiesen und braucht Rituale – um sich zu sammeln, zu sich selbst zu finden, sich in eine Gruppe einzufügen, mit anderen zu arbeiten.
Hier liegen wohl auch die Stärken der FM!
Soll sich die FMei digitalisieren?
Ja! Unbedingt. Dafür, meine ich, benötigt sie eine klare Strategie! Auch wenn wir dann langsam und schrittweise vorgehen werden.