In unserem Videomeeting sind diesmal wir Gesellen an der Reihe, ein kurzes Referat zu halten, welches einerseits euch mehr von uns als Menschen, unserer Tätigkeit und unseren täglichen Abläufe in der Zeit von Corona vermitteln soll, aber auch natürlich einen Bezug zu unserer Gesinnung, der Freimaurerei beinhaltet.
Ich möchte euch daher anhand eines Beispiels aus meiner Berufswelt die Diskrepanz zwischen ergebnisorientiertem Verhalten und der Wahrheit, soweit ich sie zu definieren und erfassen vermag, näherbringen.
Im Hintergrund dieses Themas stehen die Fragen:
Was wollen wir glauben – was sollen wir glauben – was ist eigentlich richtig?
Ich bin als Chemiker und Biologe auf dem Gebiet der Analytik und Beweissicherung von Umweltthemen tätig. Meine Auftraggeber, wie Bund, Gemeinde, Firmen oder Privatpersonen, beauftragen mich als Sachverständigen für die Überprüfung und Beurteilung von Untersuchungsergebnissen und darauf aufbauend auch mit der Erarbeitung von Maßnahmenplänen für weiter Handlungen, wie z.B. Sanierungen von Grundwasserverunreinigungen, Maßnahmen zur Gewässerregenerierung, Änderungen von Bescheiden und dergleichen.
Als Beispiel soll hier die Erfüllung von behördlichen Bescheid-Auflagen zur Beweissicherung eines Kunden dienen. Ihr könnt euch das so vorstellen, dass ihr z.B. einen Badeteich oder einen Trinkwasserbrunnen habt und diesen regelmäßig untersuchen lassen müsst, ob die Qualität noch in Ordnung ist. Ihr als Besitzer beauftragt ein Labor für die Probenahme und Analyse und mich mit der Beurteilung und Auswertung der Ergebnisse, wobei die Ergebnisse in einem Bericht der Behörde vorgelegt werden müssen.
Die Messergebnisse sind nun aus verschieden Gesichtspunkten zu bewerten (Rahmenbedingungen):
- Chemisch-analytisch: Wie ist der Messwert, wie wurde er analysiert, nach welcher Norm, mit welchem Verfahren, mit welchen Geräten und mit welcher Messunsicherheit.
- Ökonomisch: Kann der erhobene Parameter durch andere Parameter ersetzt werden, welches Labor wurde beauftragt (Kosten der Untersuchung bzw. Konkurrenz zwischen den Labors).
- Gesetzlich und Gesellschaftspolitisch: Was, wenn Messwerte über Grenzwerten liegen (besteht Handlungsbedarf? Ist ein Gefahrenpotential gegeben?).
In meinem konkreten Fall wurden von dem Labor Messergebnisse in einem Prüfbericht vorgelegt, die plausibel waren, d.h. die augenscheinlich richtig und im Vergleich zu den Vorjahren kaum Veränderungen aufgezeigt haben. Nach vertiefter Begutachtung haben sich diese Ergebnisse allerdings als falsch herausgestellt. Dies, indem bei der Analyse die Reinheit der Geräte nicht gewährleistet war, und damit die Genauigkeit nicht mehr eingehalten werden konnte bzw. wurden im Labor zu hohe Werte gemessen, wurden nachträglich eigenmächtig korrigiert, damit sie ins Schema passen und wenn die Analyse irrtümlich komplett vergessen wurde, wurden Messwerte schnell erfunden.
Ein Skandal? Ein Verbrechen? – Klar, dass ich aber nur durch akribische mühevolle Arbeit aufdecken konnte und es mich über ein Jahr gekostet hat, sowohl meinen Auftraggeber als auch die Behörde zu überzeugen, endlich Maßnahmen zu ergreifen. Ein Labor übrigens, das europaweit tätig ist, ein Großkonzern, der auch als Hauptlabor für die Untersuchungen von Covid-19 Tests tätig ist – nur so nebenbei.
Schlimm, oder? Aber mal ganz ehrlich, wer von euch hat schon einmal seinen Blutbefund hinterfragt, wie diese Messwerte zustande kommen oder die Statistik der Neuinfektionen?
Was ist die Ursache für diese gesetzeswidrigen Handlungen, die fehlende Qualität und die Manipulation?
Wenn die einwandfreie Analyse Zeit und Geld verschlingt und es uns als Gesellschaft wichtiger ist, unmittelbar – also zeitnahe – ein Ergebnis zu bekommen, dass dadurch aber mit einer höheren Unsicherheit versehen ist (Stichwort COVID-19-Sicherheit von 60-85% – ob positiv oder negativ), und wir zusätzlich verlangen, dass die Kosten möglichst niedrig sein müssen, besteht die Gefahr, dass dies die Unternehmen zwingt, den Qualitätsmaßstab immer niedriger zu setzen. Also letztendlich gleicher Output bei geringeren Kosten, was wiederum zu einem erhöhten Konkurrenzdruck beim Mitbewerber führt und dieser ebenso gezwungen wird, so zu agieren, bis irgendwann von Qualität nichts mehr übrig ist!
Wie gut kann und muss ich ein Ergebnis absichern, damit dieses richtig und gültig ist? Auch dazu gibt es Normen und Verfahrensvorschriften, auch dazu werden die Labors von der Behörde jährlich überprüft, begutachtet und müssen, um vergleichbar zu sein, eine Akkreditierung aufweisen.
Die Behörde oder die Gesellschaft kann aber immer nur überprüfen, was ihr vorgelegt wird, und wenn man im Vorhinein weiß, wann wer was untersuchen wird, wann und wo Augenmerk auf eine bestimmte Sache gelegt wird, dann besteht die Möglichkeit, genau dort eine entsprechend höhere Anzahl an Tests, die etwas genauer gemessen werden, und besser qualitätsgesichert sind, vorzulegen. Befinde ich mich aber am Rand des Sichtfeldes oder gar außerhalb, dann trifft mich womöglich die ganze Wucht der ökonomischen Einsparungen.
Die Ergebnisse werde allerdings alle einheitlich gestaltet, ohne dass ersichtlich ist, wie gut die Qualitätssicherung im Hintergrund funktioniert hat, sodass jedermann davon ausgehen kann, dass alles bestens analysiert wurde, weil ja erstens akkreditiert, von der Behörde auditiert, nach Norm analysiert und unter dem Schutz einer riesigen Qualitätsüberwachung eines multinationalen Konzern gemessen wurde.
Auf welcher Grundlage, nach welchen Werten handeln wir?
Was, wenn die Werte nun ungenau oder womöglich manipuliert sind?
Kann ich als Einzelner überhaupt noch die Ursachen, die Parameter und Regeln erkennen?
Wenn ich einen Wollpullover in der Waschmaschine mit Wollprogramm und niedriger Umdrehung, handwarm oder kalt wasche und im Ergebnis mein Pullover nur noch für eine Puppe taugt, weil er eingegangen ist, wer oder was war dann schuld daran, wenn ich alle Vorgaben erfüllt habe? Die Waschmaschine, die Temperatur, die Umdrehungszahl, das Waschmittel, oder war die Qualität des Pullovers doch nicht 1A?
Wir werden mit einer Fülle an Informationen versehen, haben verständliche Anzeigen und eine vermeintlich logische Auswertung. Wir bekommen klare Ergebnisse vorgesetzt und vermögen gar nicht mehr die Hintergründe zu sehen, die zu einem Resultat führen.
Für mich bedeuten meine Erfahrungen im Berufsfeld, aber auch in dieser Zeit der Krise und Einschränkung, dass hinter jedem präsentierten Ergebnis eine Erwartung oder vielleicht sogar eine Vorgabe steht, die erfüllt werden soll, sei es aus eigenem Verlangen (ein Cholesterinwert unter 200 ist besser als einer über 400!) bzw. eine geringe Zahl an Covid-19-Infizierter sich besser verkauft, eine geringe Schadstoffkonzentration im Trinkwasser natürlich wünschenswert ist.
Als Freimaurer bin ich offen für verschiedenste Erwartungshaltungen und Pluralität in der Sache, aber ein Messergebnis sollte doch immer nachvollziehbar, transparent und der Wahrheit entsprechen und NICHT den Bedürfnissen entsprechend manipuliert sein.
Denn wenn Maßstäbe oder Werte im Generellen verändert werden, wenn ein rechter Winkel nicht mehr 90 Grad beträgt und eine schiefe Optik oder ein krummes Verhalten gesellschaftlich als „lotrecht“ verkauft werden, mache ich mir schon Sorge um unsere Zukunft.
Trotzdem glaube ich, so wie unser Bundespräsident, daran: Wir sind nicht so! Und wir werden auch diese Krise, womöglich verändert, aber sicherlich reifer überstehen.
Ein Weg der kleinen Schritte, ein Werk von vielen unterstützenden Händen geschaffen und ein scharfer Blick ist es, was notwendig WAR, IST und ERHALTEN werden muss, damit wir als Gesellschaft weiterhin sicher, frei, glücklich und befriedet leben können.
Also bleibe ich weiterhin achtsam und tolerant, und wenn es nötig ist, pinkle ich als kleine Ameise dem Elefanten ans Bein!