Nach Schockstarre und pseudo-systemrelevantem Zwangsaufenthalt/-Arbeit im Büro die Ruhe genossen und effektiver gearbeitet, da keine Störungen.
Woran arbeite ich?
Nach 20-jähriger Forschungstätigkeit in einer großen Pharma-Firma (3 Jahre) und an Universitäten (17 Jahre) bin ich vor 10 Jahren in den Technologietransfer (TTO) der MedUni Wien gewechselt. Das TTO ist Meldestelle für Diensterfindungen, zuständig für das Patent- & Lizenz-Management der MedUni Wien und bildet die Schnittstelle zwischen den WissenschaftlerInnen der MedUni Wien und der Wirtschaft. Ziel der MedUni Wien ist es, die Ergebnisse der universitären Forschung bestmöglich zum Wohle der Gesellschaft und des medizinischen Fortschrittes zu verbreiten. Darüber hinaus fördert die MedUni Wien die Patentierung und wirtschaftliche Verwertung ihrer Forschungsergebnisse, um zusätzliche Finanzierungsquellen für die Forschung generieren zu können.
Ich habe vor fast dreißig Jahren im Fach molekulare Virologie (Erforschung von Retroviren, HIV; HTLV 1) promoviert. Dreißig Jahre! Was hat sich inzwischen getan? Welche Erkenntnisse hat man dazugewonnen, oder eben nicht, sodass es passieren konnte, dass wir dermaßen von Covid-19 überrascht wurden.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
1.) Pharmafirmen haben ihre Forschungsaktivitäten aus Kostengründen ausgelagert und „bedienen“ sich bei den Universitäten, die in Österreich erst in den letzten 10 Jahren lernten, ihr Wissen auch zu vermarkten (Frage, ist das der Sinn und Zweck einer Uni?).
Durch 2.) viel zu wenig Budget für Forschung und Bildung sind die Unis gezwungen, Drittmittel einzuwerben (MedUni Wien: 102,7 Mio Drittmittel, 400 Mio vom Staat) und Einnahmen aus Lizenzen zu lukrieren.
Was hat das zur Folge? Es werden vor allem jene Krankheiten erforscht, deren Behandlung/Diagnose Gewinne einbringen. Es werden auch Krankheiten generiert (Cholesterinnormwerte, die sukzessive niedriger werden). D.h. Forschung betreffend seltener Erkrankungen und Erkrankungen, die vor allem in nicht zahlkräftigen Ländern auftreten, sowie Grundlagenforschung werden nicht mehr betrieben, da keine Einnahmen zu erwarten sind.
Also, wer bitte möchte an Coronaviren forschen, wenn dafür kein Geld zu holen ist?
Plötzlich (jetzt) gibt es viel Geld/staatl. Förderungen, um klinische Studien und andere Covid- 19-Forschungsprojekte zu finanzieren: alleine die MedUni Wien hat zur Zeit über 100 Projekte laufen (im Wert von mehreren Mio €).
Gesellschaftliche Aspekte:
– Investition in Bildung und Forschung ist unpopulär (in den letzten Jahren Verbesserung)
-„Prostitution“ der Wissenschaftler, um ihre Gehälter zumindest für einige Jahre, zu gewährleisten
Das Ansehen der Wissenschaft in der Gesellschaft muss gestärkt werden: jetzt einmalige Chance:
Der Gesamtösterreichische Universitätsentwicklungsplan 2019–2024 Wien, Oktober 2017, Systemziel 2: Stärkung der Grundlagenforschung
Umsetzungsziele: a) Die Universitäten bleiben Hauptträgerinnen der Grundlagenforschung in Österreich. Universitäten, deren Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung 2015 64% aller F&E-Ausgaben für Grundlagenforschung in Österreich ausmachten (insgesamt zeichnen die Universitäten für 21% aller Ausgaben für F&E verantwortlich).
Die Medizinische Universität Wien ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit fast 8.000 Studierenden ist sie weltweit eine der größten und bundesweit die mit Abstand größte medizinische Ausbildungsstätte. Mit ihren 26 Universitätskliniken, zwei (Stichtag 1.1.2020) klinischen Instituten, zwölf medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien, zählt sie auch zu den bedeutendstenSpitzenforschungsinstitutionen Europas im Life Science Bereich.5800 Angestellte, 630.000 Patienten.
Was können wir tun?
Lobbying für Stärkung der Unabhängigkeit der Wissenschaft, größeres Budget, Bewusstseinsbildung
Forschungs- und Technologiebericht 2019
Achtung: Fördergelder (FFG) fließen erst recht wieder in Unternehmen (KMU)