Fast zwei Jahre ist es her, dass ich erstmals diesen Raum betreten durfte – es war, als löste sich in mir ein Knoten und ich fühlte mich in eine Unendlichkeit tretend, in jene der Freimaurerei!
So entstand der Titel dieses BS.
Allegorisch begann für mich ein neues, reicheres, schier unendliches Leben, für das ich euch sehr dankbar bin – allen meinen Geschwistern; besonders danke ich meinen Bürgen Erna und Georg!
Mehrere Symbole für dieses reichere Leben und Erleben haben einen starken Konnex zu meinem bisherigen Leben, das aufgrund meiner ersten realen Berufung stark von textilen Objekten geprägt wurde. Dazu gehören die Knotenschnur, die aus vielen Fasern und Fäden besteht (ich bin gelernter Spinner!), bodendeckende Textilien wie der Tapis, ein Gewebe (ich bin auch gelernter Weber!) und das musivische Pflaster, welches als leinwandbindiges Gewebe interpretiert werden könnte, wenn es anstatt schwarz-weiß/weiß-schwarz in der Faden-Bindung von Kette und Schuss – oben-unten/unten-oben – gesehen werden würde.
Als Textiler habe ich auch einen besonderen Bezug zu Knoten, da der einfache und der doppelte Weberknoten für den Textilhersteller von allergrößter Bedeutung sind. Mit beiden werden Fäden-Enden zusammengefügt, wenn sie neu zusammengebracht werden sollen oder gebrochen sind.
Als begeisterter Katamaran-Segler habe ich auch eine besondere Beziehung zu Knoten.
Wie ich schon darstellen durfte, war ich anfangs ob der vielen Erlebnisse und Eindrücke in der L∴ überwältigt! Das bin ich eigentlich immer noch, beobachte immer gespannt und neugierig, was in der L∴ geschieht, und sehe dauernd etwas Neues, das mir vorher noch nie so richtig aufgefallen war.
Nicht bei der Rezeption, aber bald danach, fiel mir unser Tapis auf. Besonders die dargestellte Knotenschnur, die drei Seiten des Tapis (Norden / Osten / Süden) und einige Symbole umgibt und nach Westen hin offen ist.
Als gelernter Spinner und Weber bin ich vom Textilen angezogen, buchstäblich und auch im übertragenen Sinn, also materiell und geistig. So habe ich „unseren“ Tapis auch im „Buchdepot zum rauen Stein“ vorgefunden, und das eine oder andere spannende Gespräch mit seinem Urheber, Br∴ Michael, führte mich geradezu hin.
Den Betrieb in Hoheneich (Fa. Backhausen), in welchem unser Tapis hergestellt wurde, kenne ich seit meiner Schulzeit; ich habe dort mit dem einen oder anderen – auch technischen – Umsetzern weiterhin fachlichen Kontakt.
Gerade als ich mich anfänglich in die von mir ausgesuchte Materie des „Knotens der Unendlichkeit“ eingelesen hatte – u.a. habe ich einige BS unserer Geschwister gelesen -, umso unsicherer wurde ich, ob ich diese Materie wohl ‚maurerisch‘ ordentlich werde behandeln können. Bestätigt wurde mir dies, als ich mit der Zeit mehr von der Symbolik der Knoten, der Knotenschnur und der Unendlichkeit zu sehen und manchmal zu verstehen begann.
Welche weiteren besonderen Beziehungen habe ich nun zu einem bestimmten Knoten und welche zur Unendlichkeit? Besonders mit dem“ Knoten der Unendlichkeit“, dessen Existenz mir nicht klar war, bis ich tiefer in die Materie stieg? Wie steht dieser besondere Knoten mit der FM in Beziehung und was kann ich aus ihm lernen?
Was ist in der weiteren maurerischen Referenzliteratur zum „Knoten der Unendlichkeit“ zu lesen? Ich habe dann auch Unterstützung von Erna und Christina erbeten, und siehe da, neue Wege wurden gefunden!
Zu Knoten
Geknotete Seile und Schnüre werden seit Jahrhunderten für praktische Anwendungen beim Zählen und Messen, als Gedächtnishilfen, insbesondere für Gebetsrezitationen sowie zum einfachen Binden verwendet.
Es gibt an die 4.000 Grundformen von Knoten, und es wurden die ersten angeblich schon vor 100.000 Jahren gebunden.
Das Knotenbinden ist eine der Hauptentwicklungen im Fortschritt der Menschheit und mancher meint, dass es sogar die Erfindung des Rades in Bezug auf seine Wirkung auf die Zivilisation überschatten könnte. Anthropologen stellten fest, dass während der Zeit, in welcher der Mensch lernte, Tiere zu domestizieren, das Seil zum Symbol seiner Beherrschung der rohen Natur wurde; so erlangte das Seil oder die Schnur eine sehr frühe symbolische und mystische Bedeutung.
Knoten sind ganz eigen in der Art, wie sie sich verhalten – die meisten werden nicht durch Druck, sondern üblicherweise durch Zug fester. Diese Eigenschaft verleiht ihnen eine symbolische Bedeutung als Gegenstück in ihrer Kraft, die als wichtige Ergänzung zur Tragekraft z.B. von Säulen gesehen werden kann. Da findet sich eine Analogie zur Dualität des Passiven und des Fixen (des Winkelmaßes) mit dem Aktiven und Beweglichen (dem Zirkel).
Die Knoten in der Knotenschnur, die wir im Tapis, finden sind oft unterschiedlicher Art und in unterschiedlicher Anzahl. Fast immer sind jedoch sogenannte Achterknoten oder Lemniskaten am häufigsten vorkommend, die – wenn liegend dargestellt – dem üblichen mathematischen Zeichen für die Unendlichkeit (∞ – vom griechischen λημνίσκος lēmnískos‚ Schleife‘) sehr ähneln und auch manchmal ‚masonischer Liebesknoten‘ oder Herkules-Knoten genannt werden.
Da war mir erstmals klar, dass der Knoten der Unendlichkeit schon oft vor mir lag!
Die Lemniskate wurde im alten Griechenland und in Rom als Schutz-Amulett oder als Hochzeitsymbol verwendet; im Mittelalter und in der Renaissance ist der Achterknoten als ein häufiges Liebesandenken von in die Ferne reisenden Rittern für ihre zurückgelassenen Frauen verwendet worden; daher gab es für diesen Knoten auch manchmal die Bezeichnung „Witwenstrick“.
Lemniskaten bedeuten eine immerwährende und ewige Fortsetzung eines Vorganges. Der Knoten dürfte aber auch das Zeichen dafür sein, dass eine Freundschaft, eine Kameradschaft oder eine Partnerschaft Leben und Tod überdauern mögen.
Diese Interpretation der Lemniskate als der am häufigsten in der Knotenschnur vorkommende Knoten führt auch direkt zur Bildmachung der Menschheits- bzw. Geschwisterkette im Tapis der Loge: Die einzelnen Knoten können als Symbol für die einzelnen Menschen verstanden werden, und jeder Knoten ist ein Symbol für die immerwährende Verbindung der Geschwister im alle Zeit und allen Raum umfassenden Universum. Dies finde ich eine besonders schöne Interpretation dessen, was Knoten, Knotenschnur und die Verbindung aller Menschen zueinander bedeuten.
Ein anderer in der Knotenschnur häufig anzutreffende Knoten ist der einfache oder ‚Brezel-Knoten‘, der oft als Zauberknoten bezeichnet wurde und der dreimal geknüpft werden musste, um seine volle Wirksamkeit zu erhalten. Dieser Knoten wird auch als Zeichen für den Wunsch nach einem langen Leben oder -vielleicht sogar – einem weiteren Leben angesehen. Wenn in der Knotenschnur vorhanden, dann ist dieser Knoten meist sowohl im Süden als auch im Norden zu sehen. In den alten, von Geometern und Bauleuten verwendeten Schnüren, waren gerade diese Knoten aufgrund ihrer Einfachheit und Stabilität vorherrschend.
Die einfache Schlinge (kein Knoten) in der Knotenschnur des Tapis symbolisiert Geburt und Schicksal. Unser Schicksal wird maßgeblich durch unser geistiges und materielles Erbe geprägt sowie durch die Gegebenheiten in den Gemeinschaften, in welche wir hineingeboren und auch später integriert wurden. Diese einfache Schlinge hält daher nur, wenn sie um etwas geschlungen und damit mit anderen verbunden ist.
In die Welt antiker Legenden führt uns der „Gordische Knoten“, dessen Lösung Welt-herrschaft versprach; bekanntlich hat Alexander der Große im Winter 3.666-67 A.L. (334 – 333 v.Chr.) den Knoten mit dem Schwert zerteilt und damit eine gewaltsame Lösung eines sonst sehr schwierigen bzw. unlösbaren Problems vorgeführt.
Der historische Islam kennt den Brauch der Männer, sich in den Bart einen Knoten zu machen, um Unheil und den Teufel abzuhalten.
Im Hinduismus sind textile Knoten für den Büßer ein Zeichen der Reue.
Buße und die Beteuerung zu glauben symbolisieren genauso die drei Knoten in der Gürtelschnur der Mönche; sie weisen auf die drei Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams hin.
Die Ägypter fertigten das Symbol des Weltganzen in Form einer zwölf-knotigen Schnur an, da der Tag als „Mini-Jahr“ aufgefasst und somit in zwölf (Doppel)stunden eingeteilt wurde. Als Kreis aufgelegt, könnte sie zu kultischen Handlungen gedient haben. Um den Kreis zu schließen, konnte am besten der sogenannte Weberknoten verwendet werden oder, bei Bedarf besonders großer Stabilität der Verbindung, der doppelte Weberknoten.
Knoten sind ein vertrautes ornamentales Symbol auch in der chinesischen und tibetanischen Kultur, wo sie Unendlichkeit und Glück versinnbildlichen.
Die Knotenschnur
Die geistige Welt, die Transzendenz, zeigt sich auf dem Tapis in Form der Knotenschnur, auf welche der Kopf des Zirkels weist. Die Knotenschnur verbindet diese geistige Welt mit der materiellen Welt. Sie umfasst die Welt des Tempels und der masonischen Symbole vom Norden über den Osten nach Süden (oder auch umgekehrt!) und bleibt nach Westen hin offen und liegt in vielen Fällen symmetrisch.
Die Knotenschnur liegt nicht flach und gerade auf und am Tapis, genauso wenig wie das Schicksal geradlinig verläuft. Wir bestimmen maßgeblich unser Schicksal; dieses gehorcht jedoch gleichzeitig den ehernen Gesetzen des großen Baumeisters der Welten.
Wie im musivischen Pflaster weiß-schwarz oder im Gewebe oben und unten ist das ewige Auf und Ab, das Hoch und Tief der geschlängelten Knotenschnur Sinnbild der wechselvollen und unregelmäßigen Gegebenheiten jedes Daseins.
Mit dem musivischen Pflaster, mit den Steinen und mit dem flammenden Stern verbindet die Knotenschnur einiges, u.a. auch die Tatsache, dass sie zu den einzigen Objekten gehört, die im Laufe der FM-Geschichte nie als Lichter bezeichnet wurde.
Bei der Knotenschnur im FM-Tapis handelt es sich in den meisten Fällen um eine 12-Knoten-Schnur (3+4+5=12), selten auch um eine 11-Knoten-Schnur. Es gibt sie auch noch seltener mit 3, 5 und 7 Knoten, aber auch mit 13 und auch mit mehr Knoten. Weshalb, konnte ich noch nicht feststellen.
Quasten beenden die Knotenschnur im Norden und im Süden des Tapis. Der Quast ist ein Zeichen für die Macht, neues Leben aus dem Willen heraus zu zeugen.
Materielle mit der geistigen Welt verbunden, ergibt Transzendenz des Symbols der Verbindung der Geschwister in der Weltbruderkette. Verbunden wiederum mit dem Symbol der Unendlichkeit in den Lemniskaten, deutet dies zum einen darauf hin, dass die geschwisterliche Kette die Zeiten überdauert, symbolisiert aber auch die Unendlichkeit des Seins im Universum.
Die östliche Hälfte der Arbeitstafel wird von der Knotenschnur umschlossen. Sie war neben Winkelmaß und Zirkel eines der wichtigsten Handwerksgeräte in den alten Bauhütten. Jeder Baumeister hatte seine eigene Knotenschnur.
Jener, der diese Knotenschnur in frühester Zeit trug, konnte als früher Geometer erkannt werden, als der Bauherr, als der Landvermesser, als die gebildete Person. In Ägypten war er Teil einer besonderen Priesterkaste – der Harpedonapten.
Die 12-Knotenschnur wurde in der Antike verwendet, um Maß zu nehmen und um geometrische Figuren darzustellen; mit einer solchen 12-Knotenschnur ist es zudem einfach pythagoräische Dreiecke aus 3 + 4 + 5 = 12 Teilen zu konstruieren.
Unsere drei Säulen in der Mitte des Tempels, welche die drei kleinen Lichter der Freimaurerei tragen, stehen in vielen Lehrarten in dem aus der Knotenschnur gewonnenen Dreieck; und so wundern wir uns nicht, wenn wir seit alters her in Freimaurer-Katechismen lesen, dass die drei kleinen Lichter der Sonne, dem Mond und dem Meister zugeordnet werden, umgeben vom Weltganzen der 12-Knotenschnur.
Nun zur Unendlichkeit:
Eine sehr wichtige Fassette in meinem eigenen Leben bildete die Beschäftigung mit Kryptografie, ursprünglich die Wissenschaft der Verschlüsselung von Informationen. Heute befasst sich Kryptografie auch allgemein mit dem Thema Informationssicherheit, also der Konzeption, Definition und Konstruktion von Informationssystemen, die widerstandsfähig gegen Manipulation und unbefugtes Lesen sind.
In einem meiner Projekte der letzten Jahre habe ich mich mit – fast – unendlich langen Zahlenreihen beschäftigt. Die Zahlenreihen waren so lang, dass ich sie als ‚praktische Unendlichkeit‘ bezeichnete, was mich zu heftigen Diskussionen mit einem damals befreundeten Mathematiker – übrigens einem Br∴ aus der RSG – verleitet hat. Ich behauptete, dass eine Zahlenreihe der Größe 2^677 (ca. 10^220), wie wir sie mit den von uns entwickelten und gebauten Geräten herstellen konnten, für jede praktische Anwendung ‚unendlich‘ sei, was der Mathematiker natürlich für unrichtig hielt. Ich entgegnete, dass für jede praktische Anwendung in Datensicherheit und Kryptografie diese großen Zahlen ‚praktisch‘ unendlich wären, da eine Maschine extrem viel Zeit – also fast unendliche Zeit – bräuchte, um den damit erzeugten Code zu ‚knacken‘. Wir einigten uns darauf, dass der Begriff der praktischen Unendlichkeit das Verständnis beim Laien erleichtern würde – trotz des klaren Falschseins!
Die Unendlichkeit kann, wenn wir sie zeitlich sehen, vom Jetzt in zwei Richtungen der Ewigkeit gehen. Die eine Ewigkeit repräsentiert die Vergangenheit, die zweite Ewigkeit versteht sich als Zukunft. Der weite Begriff der Ewigkeit umfasst beide Sparten: Die Vergangenheit und die Zukunft, wobei jede für sich auch wieder eine Ewigkeit ist.
Die Gegenwart versteht sich dann eigentlich als die einzig lebende Kupplung zwischen diesen beiden Ewigkeiten; konkret ist die Gegenwart eine eigenständige (unsere wichtigste) Zeitspanne und ein Zwischending zwischen anklingender abstrakter Zukunft und ausklingender konkreter Vergangenheit, das heißt die Überschneidung zweier Ewigkeiten. Sie ist eben unsere wichtigste Zeitspanne, weil es jene ist, in welcher wir gerade leben.
In der Theologie und manchen philosophischen Konzeptionen ist die Unendlichkeit eines der Attribute Gottes, während die Schöpfung per se endlich ist. Das Wesen des Unendlichen ist insbesondere ein Thema der Metaphysik sowie der Mystik, etwa in der Kabbala oder bei christlichen Mystikern.
Kurz zu anderen Knoten der Unendlichkeit
Einen einfachen ewigen Knoten findet man im Knoten Salomons vor, der erstmals im Tempel vorhanden gewesen sein soll.
In keltischen und nordischen Quellen scheint eine Abwandlung dieses Knotens auf, der als Abbildung, z.B. auf Schilden verwendet wurde, um eine magische Wirkung zum Schutz des Schildträgers auszulösen.
Im Mittelalter war dieses Symbol des Knotens Salomons ein besonderes Kennzeichen der italienischen Steinmetze, die es mit mystischer Bedeutung als Symbol für ewige Bewegung und die Verflechtung von Raum und Zeit durchdrungen haben; ebendiese Steinmetze und die Carbonari sollen Vorgänger der FM gewesen sein.
In der fernöstlichen Praxis ist der „Ewige Knoten“ – der Knoten der Unendlichkeit – ein Symbol der Verheißung, das die Einheit zwischen unendlicher Weisheit und Mitgefühl darstellt – ohne Anfang und ohne Ende.
Es ist ein geometrisches, nach vielen Richtungen symmetrisches Diagramm von rechten Winkeln, das die Natur der Realität und Kausalität symbolisiert, in der alles miteinander verbunden ist. Es handelt sich um einen fließenden Prozess miteinander verbundener Dualität von Ursache und Wirkung, in dem alles als Teil eines Netzes von Bedingung und Konsequenz existiert.
Das Symbol kann das ewige Kontinuum des Geistes und den endlosen Kreislauf von Leiden und Freuden, Geburt und Tod (im Buddhismus auch Wiedergeburt) sowie die Verflechtung von Weisheit und Mitgefühl darstellen. Es führt zur Harmonie im Universum und ist ein Symbol für die ultimative Einheit von allem.
Da der Knoten keinen Anfang oder kein Ende hat, symbolisiert er auch die Weisheit des GBaW.
Zum Schluss
Als ich nach langem Lesen, Reflektieren, Schreiben und Umschreiben zum Ende kommen sollte, konnte ich plötzlich auch die unterschiedlichen Knoten als Symbol für die Geschwister in den Beamtenfunktionen der Loge sehen. Unterschiedliche Knoten symbolisieren unterschiedliche Menschen oder Funktionen, doch auch gleiche Knoten an unterschiedlichen Stellen symbolisieren sie. Knoten tragen symbolisch Aufgaben oder Funktionen, solange sie eben gebunden sind. Aber auch die Schleife hat eine Funktion, wenn sie eben ein-gebunden ist.
Die Knotenschnur symbolisiert die Geschwisterkette und ist in jeder Loge anders gestaltet, oft mit unterschiedlichen Knoten und in unterschiedlicher Anzahl, manchmal symmetrisch, oftmals asymmetrisch. Sie umschließt die Loge von einer Säule zur anderen, über den Süden nach Osten, nach Norden, oder auch umgekehrt, wobei der Raum zwischen den Säulen im Westen nicht von der Schnur umschlossen ist. Mittig im Osten ist meist eine Lemniskate (eben der unendliche Knoten), welche den MvSt symbolisiert und oft weitere zwei Knoten beiderseits, welche Redner und Sekretär darstellen.
Ein sich öffnender Knoten repräsentiert den Lehrling, ein sich zuziehender Knoten jenen, der den Gesellengrad bereits erreicht hat. Die Knoten symbolisieren auch den einzelnen Freimaurer, der Gleicher unter Gleichen ist, und gibt als Meister am Ende seiner Reise seine Erfahrungen an den Lehrling weiter.
Und Gotthold Ephraim Lessing sagt in den „Gesprächen für Freimaurer“, dass „die Menge solcher Knoten… wie die Menge der Räder in einer Maschine (sind). Je mehr Räder, desto wandelbarer.“ Meines Wissens hat er keine Grenze nach oben gesetzt.
Das geknotete Seil ist weiterer Teil eines der Initiationsprozesse, in welchem ich als Person erstmals in die Geschwisterkette der Eingeweihten eingebunden wurde, was für mich als ein Höhepunkt in ebendiesem Einweihungsprozess in Erinnerung geblieben ist. Es ist in den Zeichnungen der Spurenmuster der ersten Grade vorhanden. In diesem Zusammenhang symbolisiert es die Vereinigung der Geschwister, die in diesem Raum zusammen sind.
Für mich symbolisiert die Knotenschnur auch den „Himmelsrahmen“, der die „Welt des Lichtes“ vor der „Welt der Dunkelheit“ begrenzt, trennt und schützt – sie trennt und schützt das Heilige vom Profanen.
*
Ein jegliches hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde – das Binden des Knotens und der Geschwisterkette und auch deren Lösen (abgewandelt vom Buch der Prediger 8.6. in der Bibel).
Quellen:
Unser Glossar für LL
William Steve Burke, The knotted rope in masonic esoteric tradition ()
Lennhoff/Posner/Binder, Internationales Freimaurer Lexikon (2015)
Alfried Lehner, Die Esoterik der Freimaurer (1990)
Alfried Lehner, Die Mitte des Tempels (2011)
Gotthold Ephraim Lessing. „Gespräche für Freimaurer“
Rudolf Moosbrugger, Schnurvermessung: einfältig – einfach (2016)
Roland Müller, Die „Lichter“ im Laufe der Zeit
Holger Schackert – Tutorium Berlin
Wolfgang Scherpe‚ Das unbekannte im Ritual‘ ()